Weibs-Bilder III

Sie ist ihm zugeneigt, unbedingt und jeden Morgen. Sie sitzen in der U-Bahn nebeneinander. Sie liest in seiner Zeitung mit. Sie flüstert ihm etwas ins Ohr. Sie greift nach seiner Hand. Sie wendet sich ihm zu und reibt ihre Nasenspitze an der seinen. Zärtlich. Die Nasen werden von Jahr zu Jahr größer und knochiger. Sie fahren Jahr um Jahr zur gleichen Zeit gemeinsam zur Arbeit. Sie sitzen Jahr um Jahr nebeneinander, spiegeln sich im Auge wechselnder Gegenüber. 

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Wer hat Angst vor Virginia Woolf? - Sie sitzt mitten unter uns. Trägt Schwarz mit weißer Haut und roten Lippen, hält eine Zigarette zwischen den Fingern. Blaue Augen stechen ins Unergründliche. Blauer Rauch steigt ins Unermessliche. Die Kreuzigung der schlanken Knöchel unterm Biertisch ist vom Feinsten.

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Auf schattigem Parkweg eine gertenschlanke Gestalt: wild geblümte Vorhut. Verfolgt von einem Windspiel, das nachhinkt, immer wieder verführt von den Düften am Wegrand. Sie ist schon lange unterwegs, sicher weit über achtzig Jahre. Knöchelhohe rote Stoffturnschuhe zieren ihre mädchenhaften Füße. - Hinter den Büschen winkt das Ziel, eine exklusive Altenwohnanlage.

1 Kommentar:

Jorge D.R. hat gesagt…

Wie gut das ist!